Vom Offset-Drucker
zum Arbeitspädagogen

Michael Gesell ist gelernter Offset-Drucker. Bis 2005 arbeitete er in seinem Lehrberuf. Doch mit der Zeit spielten seine Bandscheiben nicht mehr mit und eine Operation stand an. „Drucker ist schon ein körperlich sehr schwerer und anstrengender Beruf“, sagt Gesell, den er im Anschluss an die OP nicht mehr ausüben konnte.

Also musste er sich neu orientieren. „Ich habe mich schon immer als Hobby in der Jugendarbeit engagiert und für mich war eigentlich klar, dass ich diesmal mit Jugendlichen arbeiten wollte.“ Michael Gesell hatte Erfahrung in diesem Bereich, war Jugendbeauftragter in der Kolpingfamilie in seiner Region gewesen und engagierte sich im Kinder- und Jugenddienst (KJD).

Nie bereut, nochmal neu angefangen zu haben

Nach einem benötigten Eignungspraktikum stand schnell fest, dass er beim Berufsförderungswerk in Birkenfeld (Rheinland-Pfalz) eine Ausbildung zum Arbeitspädagogen angehen würde. Nach der Umschulungsmaßnahme arbeitete er in verschiedenen Bereichen: in einem Heim für straffällig gewordene Jugendliche, in einer betreuten Tagesgruppe für Kinder und Jugendliche, in einem Jugendheim in Waldfischbach sowie mit psychische Kranken.

„Das Problem war, dass ich als Arbeitspädagoge (dabei handelt es sich nicht um eine staatlich anerkannte Ausbildung, Anm. Redaktion) immer nur für einjährige Maßnahmen angestellt wurde, die dann oft ausliefen und nicht weiter finanziert wurden“, erklärt der 52-Jährige.

Die Stelle ist „genau das Richtige“

Durch Zufall stieß er dann auf die Stellenausschreibung des Schwesternverbandes, der 2014 für die Eröffnung der „Wohngruppen Unterer Markt“ in Neunkirchen im Saarland Mitarbeiter*innen suchte. „Ich konnte direkt anfangen und die Arbeit hat mir von Anfang an gut gefallen“, erinnert sich der Pfälzer. Nun arbeitet er zwar nicht mehr mit Jugendlichen, aber auch diese Arbeit mit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, die er während seiner zweiten Ausbildung kennengelernt hat, falle ihm leicht. „Ich kann mich gut reinfühlen und glaube, dass mir bei der Arbeit auch meine Lebenserfahrung hilft. Mit 25 hätte ich diesen Beruf weder machen wollen noch können, heute ist es genau das Richtige“, sagt Michael Gesell.

Und auch die Anfahrt von rund 60 Kilometern vor und nach Dienstbeginn macht ihm nichts aus. „In der Zeit, in der ich fahre, kann ich den Tag nochmal durchgehen und abschalten.“ Zuhause angekommen, kann er sich dann voll und ganz seiner Freizeit widmen. Dann wird gekocht, gewandert oder fotografiert.

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